Die Preisfeier am Deutschen Vorlesetag in der JVA Bochum war einmalig – mit vielen Nicht-Selbstverständlichkeiten in einer Werkhalle der Druckerei als großer Freiraum im Gefängnis mit rund 40 Leuten. 3 Insassen haben sich persönlich dabei eingebracht – einer per Videolesung aus der JVA Oldenburg. 

Vertreter prämierter Insassen waren aus der JVA Berlin, JVA Untermaßfeld (Thüringen), JVA Dinslaken (NRW), SoThA Bochum (NRW) anwesend und nahmen die Auszeichnungen entgegen, der prämierte Insasse Johannes J. aus Bochum auch persönlich. Johannes J. las auch seinen Text „Sie nennen mich Ratte“ vor und sagte stellvertretend für andere Preisträger einige persönlichen Worte. Stellvertretend für die Anstaltsvertreter der prämierten Insassen sprach der stellvertretende Anstaltsleiter der Sozialtherapeutischen Anstalt Bochum und bedankte sich für den durchgeführten Schreibwettbewerb sowie die Wertschätzung für die konstruktiven Beiträge der Inhaftierten und die Förderung der Bibliotheken der Anstalten der 11 Preisträger. 

Den Beitrag des Preisträgers aus der JVA Brandenburg trug Alexander Richter vor, der zur zweiten Jury gehörte und als Schriftsteller in der DDR in der JVA Brandenburg inhaftiert war und von der BRD freigekauft wurde. … 

U.a. nahmen Vertreter von JVAen, der UNESCO, des PEN und Fördervereins Gefangenenbüchereien e.V. – z.B. die ehemalige Justizministerin Frau Müller-Piepenkötter, der Leiter der Stadtbücherei Bochum – an der Veranstaltung teil. Werkbedienstete der Druckerei der JVA Bochum, in deren Werkhalle die Veranstaltung stattfand, hatten den Raum sehr einladend hergerichtet, die Küche Speisen und Getränke bereitgestellt und ein Kollege auf eigene Initiative hin eine professionelle Beschallung und Beleuchtung organisiert. 

Die Anstaltsleitung begrüßte und verabschiedete die Gäste freundlich – auch nach etwas zeitliche überzogenem Rahmen von fast drei Stunden. 

Die Resonanz war von allen Seiten rundum positiv nach einem sehr originellen Vorlese- und Zuhörerlebnis verbunden mit überraschenden Begegnungen in dieser im doppelten Sinne geschlossenen Gesellschaft. 

Eine Broschüre der prämierten Texte wurde gedruckt und als Hörbuch (in Kooperation mit der Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen e.V. in Münster) sowie eine Sonderausgabe des Buches „Nur wer träumt, ist frei“ von E.W. Heine, der auch Jurymitglied war, an die Preisträger und Gäste verteilt. 

Viele Grüße

Gerhard Peschers

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